5 Dinge, worüber du dir vor der Reise den Kopf zerbrichst

Wow. Schon ist ein ganzes Jahr rum. Und noch immer reise ich per Anhalter Richtung Süden. Noch immer stecke ich mitten drin im Traum Per Anhalter von Deutschland nach Chile/Patagonien! Ich erzähle dir heute, warum du dir vor der Reise den Kopf unnötig zerbrichst…Exakt vor einem Jahr, am 4.10.2016, verabschiedete ich mich in der Früh von meiner Familie. Auf der nächstgelegenen Raststätte ging es los. 12 Monate später reise ich durch Ecuador, meinem zweiten südamerikanischen Land. Und schon bald werde ich nach Peru weiter trampen.

Nun habe ich ein Jahr Reiseerfahrung und möchte dir weitergeben, was ich daraus gelernt habe bzw. wie ich die Reise vor der Reise ganz anders eingeschätzt habe.

5 Dinge, die du vor Reisebeginn anders einschätzt bzw. worüber du dir sicherlich auch den Kopf zerbrichst

  1. „Habe ich genug eingepackt?“
  2. „Bin ich ausreichend geimpft? Fehlt da nicht noch eine Impfung?“
  3. „Habe ich wirklich genug geplant? Ich muss mehr planen!“
  4.  „Ah, SPÄTESTENS  in drei Monaten komme ich in Südamerika an.“ 
  5. „Also genau in 10 Monaten fliege ich wieder zurück. Dann war ich definitiv lang genug unterwegs.“

Fragen, Sorgen und Fehleinschätzungen. Wir Deutschen wollen gerne alles im Voraus wissen. Oder besser, wir denken, wir würden alles bereits wissen. Doch dem ist nicht so…

1.“Habe ich genug eingepackt?“
Mittlerweile habe ich einige dieser Dinge bereits nach Hause geschickt…

Ich habe meine Packliste über mehrere Monate hinweg geschrieben, verändert und stets neue Dinge gefunden, die ich als wichtig empfand.
Gerade bei einer Reise, die durch verschiedene Klimazonen geht, ist es schwierig, alles abzudecken. Das denkt man zumindest. Ich war Monate im Meer unterwegs, habe an Karibikstränden übernachtet und dann habe ich mich plötzlich in 4800m Höhe bei Schneefall in den ecuadorianischen Anden wiedergefunden. Tatsache ist jedoch, dass weniger mehr ist. Ich habe zweimal ein Paket mit einigen Kilos KrimsKrams nach Hause geschickt. Ich würde dir raten, pack deinen Rucksack so, dass du gut in kalten Regionen unterwegs sein kannst, ohne zu frieren und so, dass du gleichzeitig das Gewicht noch über weite Strecken tragen kannst. Ich habe im Moment ohne Essen & Trinken geschätzt etwa 25 Kilo Gewicht. Das ist deftig und nur durch meine 8 kg Kameraausrüstung begründet.

Frage dich nach dem Packen: „Was brauche ich evtl. nicht? Was kann ich doch zu Hause lassen?“ Fünf Unterhosen reichen. Drei T-Shirts auch. Und den ganzen Kosmetikkram kannst du gewiss auch zu Hause lassen. Sortiere nach dem Packen also gleich mal wieder etwas aus!

Keine Sorge, sollte dir unterwegs noch was fehlen, wir leben in einer globalisierten Welt und du wirst sicherlich alles irgendwie finden und nachkaufen können. Und manchmal findest du sogar noch bessere, noch schönere Dinge. Zum Beispiel: Du reist nach Ecuador. Packe einen Pulli weniger ein, denn in Ecuador gibt es Alpakapullis für einen „Spottpreis“. Du wirst dich ärgern, sollte der Rucksack schon voll sein!

2.“Bin ich ausreichend geimpft? Fehlt da nicht noch eine Impfung?“

Impfungen sind ein großes Thema vor einer Weltreise. Wenn du dich dann von einem Arzt beraten lässt, wird er dir etwa fünf Impfungen „dringend“ empfehlen. Meine Erfahrung ist: Das ist Quatsch. Schalte deinen eigenen Kopf ein und lass dich nicht „kaputtimpfen“.

Ich habe mich gegen Gelbfieber und Hepatitis A impfen lassen. Nicht mehr, nicht weniger. Eine Gelbfieberimpfung ist in manchen Südamerikanischen Ländern Pflicht und solltest du sie nicht haben, kann es passieren, dass du ernsthafte Ein-und Ausreiseschwierigkeiten bekommst. Um diese Konflikte nicht zu provozieren, ist es sinnvoll, sich impfen zu lassen. Zudem übernehmen die meisten Krankenversicherungen diese Kosten.

Ob Hepatitis A (hilft gegen verunreinigtes Essen & Trinken) nötig ist, weiß ich nicht, aber vielleicht verschont es mich einfach vor so manchen Durchfällen und Magen-Darm-Problemen.

Mehr Impfungen habe ich nicht und auch du brauchst keine fünf Impfungen. So schlimm ist die Welt da draußen nicht… 😉

3. „Habe ich wirklich genug geplant? Ich muss mehr planen!“

Meine Ex-Freundin sagte mir vor der Reise: „Du hast eine planlosen Plan.“
Jeder Reisende kennt es: Es macht unheimlich Spaß Karten zu durchforsten und von fernen Orte zu träumen. Und ich mag es auch, konkrete Pläne zu schmieden. Doch eine ganze Reise, die über ein Jahr andauert, würde ich wohl niemals genau planen. Zumal, wenn du per Anhalter reist. Menschen nehmen dich mit, laden dich ein und während der Reise kann sich so schnell mal die zuvor gedachte Route komplett ändern. Ich wollte zum Beispiel vor der Reise nicht nach Kolumbien. Jetzt liebe ich dieses Land. Und ich rechnete auch nicht damit, mal in Afrika anzulanden. Plötzlich war ich in Marokko.
Sei mutig, starte dein Abenteuer und dann wird sich das Puzzle schon von selbst ergeben.

4.“Ah, SPÄTESTENS  in drei Monaten komme ich in Südamerika an.“ 
Wann du wo strandest, bleibt ein Rätsel…

Es knüpft an den dritten Punkt an: Vor der Reise denkst du viel, aber du kannst nicht alles wissen. Und genau das macht es dann auch zum Abenteuer. Du hast praktisch eine Schatzkarte in der Hand, weißt aber nicht, wann du am „Schatz“ ankommen wirst oder ob du jemals dort ankommen wirst und was auf dem Weg alles passiert. Ist das nicht unglaublich spannend? Für mich ist genau diese Ungewissheit der Reiz einer solchen Reise! Ich lasse mich einfach mal komplett auf das ein, was passiert…

Ich dachte zum Beispiel „In drei Monaten bin ich Südamerika.“ Dann habe ich sieben gebraucht und dabei die wunderschönen Kanarischen Inseln und einen Teil der Karibik entdeckt. Es war eine unglaublich tolle Zeit, von der ich vorher nie geträumt hatte.

5. „Also genau in 10 Monaten fliege ich wieder zurück. Dann war ich definitiv lang genug unterwegs.“

Jaaa, das dachte ich so. Jetzt reise ich bereits seit 12 Monaten und werde sicherlich noch mindestens bis Mai 2018 on Tour sein.

Wichtigster Tipp: Kaufe dir kein Rückflugticket!! Ich hätte mir fast eins im Voraus gebucht. Wie gut, dass ich das nicht getan habe. Spare etwas Geld, lege ein Teil davon für einen Rückflug zurück und reise dann einfach mal los. Du wirst dann schon merken, wann es an der Zeit ist, zurück zu fliegen bzw. den Heimweg anzutreten. Ich habe während der Reise es extrem schätzen gelernt, sich sehr langsam zu bewegen. So bleibe ich zum Beispiel mal 2 Wochen in einer Familie oder 4 Wochen bei einem Freund. Das spielt keine Rolle, da ich keine Daten habe und so absolut stressfrei und unabhängig vom Kalender reisen kann. Eine wunderbare Erfahrung!!!

Mein Fazit: Es ist alles halb so schlimm. Zerbrich dir nicht den Kopf, sondern sag „Auf Wiedersehen!“ und entdecke die Welt. Mit dem Fahrrad, per Anhalter, zu Fuß oder wie auch immer!

Ein kleines Schlusswort.
Wir tendieren gerne dazu, aus allem ein Drama zu machen, uns Sorgen an den Kopf zu werfen und darum letztendlich manche Träume gar nicht erst anzugehen. Ich kann dir empfehlen: Träume und dann geh‘ los! Nimm‘ deinen Traum in die Hand und setze ihn um!
Und so schwer ist es wirklich nicht. Dabei rate ich dir, nicht zu sehr auf das zu schauen, was alles (negatives) passieren könnte. Es kann immer was passieren und du kannst immer sterben. Heute, morgen oder in 80 Jahren. Und dabei ist es völlig unabhängig, was du tust. Ein Beispiel: Du lebst gut (finanziell & gesundheitlich) abgesichert in Deutschland. Du fährst mit deinem Auto wie gewohnt von der Arbeit nach Hause. Da viele Menschen zu dieser Uhrzeit dasselbe tun, kommt es zum Stau. Bei einer Autobahnauffahrt rast von hinten ein LKW in den Stau, da der Fahrer auf’s Handy schaute und nicht mehr rechtzeitig bremsen kann. Keine Chance. Schwer verletzt wirst du ins Krankenhaus eingeliefert. Du überlebst, doch bist schwer behindert und 9 weitere Menschen sterben bei dem Unfall.

Und so etwas passiert. Diese kleine Geschichte habe ich mir ausgedacht, doch ein LKW-Fahrer erzählte mir beim Trampen im Sommer 2016, das er genau solch eine Situation selbst miterlebt habe. Ein Kollege seinerseits habe solch einen Unfall verursacht.

Ich möchte dir keine Angst machen, ganz im Gegenteil! Ich möchte dir damit aufzeigen, dass du beruhigt durch die Welt reisen kannst und neue Risiken eingehen darfst. Denn ganz egal wo du bist, sei es in Deutschland oder in Kolumbien, du kannst immer sterben. Und gerade darum möchte ich dich ermutigen: Lebe deine Träume! Und denk dran: Morgen ist der zweitbeste Tag, um deinen Traum zu verwirklichen, heute der beste.
In diesem Sinne, ein mutiges Träumen!

Joshi